1st German -Chinese Workshop on Biotechnology in a Bioeconomy
Ein voller Erfolg - Der erste deutsch-chinesische Workshop „Biotechnology in a Bioeconomy“ (26.-28.05.2014)
Ende Mai fand mit Förderung der Landesregierung Baden-Württemberg am Karlsruher Institutes für Technologie (KIT) der erste deutsch-chinesische Workshop zum Thema der Rolle der Biotechnologie in einer zukünftigen Bioökonomie statt. Forscher aus Instituten der Chinese Academy of Sciences (Tianjin, Dalian, Tsingtau) und verschiedenen Universitäten (Peking, Nanking, Schanghai) diskutierten mit Fachleuten aus Baden-Württemberg den aktuellen Stand der Forschung in beiden Ländern und geplante Konzepte für eine zukünftige biobasierte industrielle Produktion.
Seit einigen Jahren gibt es im Bereich der Biotechnologie eine erfolgreich bestehende enge Partnerschaft des Landes Baden-Württemberg mit der Provinz Jiangsu in Ostchina. Da der Aufbruch in eine nachhaltige, biobasierte Wirtschaft sowohl in China wie in Deutschland intensiv gefördert wird, wurde für einen Austausch diese Veranstaltung organisiert. Diese wurde vom Karlsruher Institutes für Technologie (KIT), dem Nanjing Institute of Technology, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH als Partner organisiert.
Lösungswege auf dem Weg zu einer nachhaltigen und biobasierten Wirtschaft
Aus
China nahm eine wissenschaftlich hochkarätig besetzte Delegation teil.
Diese konnte sich in insgesamt 33 wissenschaftliche Vorträgen mit den
Teilnehmern der deutschen Seite, die hauptsächlich aus dem Umfeld des
Mitte 2014 neu anlaufenden landesinternen Förderprogrammes „Bioökonomie
Baden-Württemberg“ stammten, austauschten.
In Deutschland steht
bei einer nachhaltigen Erzeugung von Bioenergie und Chemikalien die
Frage nach den Rohstoffen im Vordergrund. Lösungswege zeigten hier die
Vorträge von Iris Lewandowski (Universität Hohenheim, Stuttgart), die
aus Miscanthus-Arten ertragreiche Energiepflanzen züchtet, von Robert
Greb (badenova AG & Co. KG), dem Anbieter von Bioerdgas aus der
Region Freiburg und von Thomas Hirth (Fraunhofer-Institut IGB,
Stuttgart), der im Pilotmaßstab am Fraunhofer-Zentrum für
Chemisch-Biotechnologische Prozesse in Leuna Isobuten aus Stroh oder
Holzabfällen erzeugt.
China verfügt dagegen über ein gewaltiges
Volumen an Rohstoffen für eine Bioökonomie: Zum einen fallen hier
jährlich etwa 700 Millionen Tonnen Stroh aus dem Reis-, Weizen- und
Mais-Anbau an, das zu einem großen Teil noch verbrannt wird und dabei
in hohem Maße zur Luftverschmutzung Chinas beiträgt. Zum anderen sind
ebenso Lebensmittelabfälle verfügbar, die sich zu Biogas oder Biodiesel verarbeiten lassen. Zusätzlich bietet die chinesische Küste viel Raum für die Zucht von Algen, aus denen sich Biomasse oder Triglyceride
gewinnen lassen. Berichte zur Gewinnung von Biogas aus Stroh (Xiaohua
LU und Honghua JIA, Nanjing Tech University), zur Herstellung von
Triglyceriden oder Alkanen aus Biomasse oder Algen (Zhongbao ZHAO, CAS
Dalian Institute of Chemical Physics; Xuefeng LU und Shiqi JI, CAS
Institute of Bioenergy and Bioprocess Technology) oder zur Synthese von
Bernsteinsäure aus Biomasse (Min JIANG, Nanjing Tech University) belegten die chinesische Kompetenz auf diesen Gebieten.
Die Provinz Jiangsu entspricht von ihrer Einwohnerzahl her in etwa der Bundesrepublik Deutschland und hat in China inzwischen eine Schlüsselrolle in der industriellen Biotechnologie, was beim Workshop eindrucksvoll sichtbar wurde.
Gemeinsame Themen als Grundlage für eine noch engere Kooperation
Der Workshop vermittelte
einen sehr guten Eindruck in den aktuellen Stand der Forschung in
beiden Ländern und in dort geplante Konzepte für eine zukünftige
biobasierte industrielle Produktion. Als Schlüsselfragen wurden dabei
die ausreichende Verfügbarkeit von preiswerten „Non-Food“-Rohstoffen
als Ausgangsmaterialien für biotechnologische Produktionsverfahren und
die Wichtigkeit einer CO2-neutralen Prozessführung identifiziert. Hierbei können zukünftig sowohl die Kultivierung von Mikroalgen („CO2 to Lipids“) als auch Fermentationsverfahren auf Basis von Synthesegas (Nutzung von CO und H2 als C- und Energiequelle für nicht-phototrophe Mikroorganismen) eine wichtige Rolle zukommen.
Von
politischer Seite war sehr interessant, Informationen zu
Forschungsstrukturen und Forschungsförderkonzepten auszutauschen,
ebenso auch, neue Ausbildungskonzepte im Bereich der Bioökonomie zu
diskutieren. Hierbei existiert für den wissenschaftlichen Austausch im
Bereich der Biotechnologie zurzeit ein Stipendienprogramm des Landes
Baden-Württemberg (siehe Link auf der rechten Seite).
Insgesamt
wurden auf dem Workshop viele gemeinsame Themen identifiziert, die
Grundlage für eine zukünftig noch engere Kooperation darstellen können.
Man war sich einig, dass der Biotechnologie eine wesentliche
Schlüsselrolle in einer zukünftigen Bioökonomie zukommen wird. Für 2015
ist bereits ein Folgeworkshop geplant, der von chinesischer Seite
organisiert werden wird.